How to | 14.11.2023 | Thomas Habereder
Veredelung mit Epoxidharz
Mit Epoxidharz veredelte Holztische, Böden und noch viele weitere Möbel werden mittlerweile immer beliebter. Manche Künstler zaubern mit dieser Technik ganze Landschaften oder andere Kunstwerke auf Esstische. Aber was steckt tatsächlich hinter der Bearbeitung eines Tisches mit Epoxidharz? Und kann das wirklich jeder selbst so einfach nachmachen?
Wir zeigen dir mit unserer Anleitung Schritt für Schritt, wie dir die Veredelung gelingt!
Inhaltsverzeichnis:
Grundlagen & Sicherheit
Zu Beginn wollen wir erstmal auf ein paar grundliegende Fakten zum Epoxidharz an sich und zum sicheren Umgang bei der Arbeit damit eingehen.
Das Epoxidharz kann von Hersteller zu Hersteller etwas unterschiedliche Eigenschaften haben, vor allem in Bezug auf zum Beispiel Mischverhältnis oder Aushärtungszeit. Allgemein gilt aber, dass beim Arbeiten mit Epoxidharz auf jeden Fall zur eigenen Sicherheit eine geeignete Atemschutzmaske, eine Schutzbrille und chemikalienbeständige Handschuhe getragen werden sollten. Bei den Handschuhen achtet man dabei darauf, dass diese nitrilhaltig sind.
Dem Epoxidharz deiner Wahl liegen zudem jeweils ein technisches Datenblatt, sowie ein Sicherheitsdatenblatt bei. Beide sollten vor dem Beginn der Arbeit unbedingt gelesen und die Hinweise berücksichtigt werden.
Im technischen Datenblatt ist unter anderem das zuvor bereits angesprochene Mischverhältnis aufgeführt. Dieses kann sich je nach Produkt unterscheiden und muss dringend berücksichtigt werden, da das Epoxidharz ansonsten nicht komplett aushärtet und somit nicht zu verwenden ist.
Zusammengefasst gilt: Vor Verwendung des Epoxidharzes beide Datenblätter gründlich lesen und die Vorgaben einhalten. Nur so kann sicher & sauber damit gearbeitet werden.
Epoxidharz lässt sich außerdem mit geeigneten Farben, Pasten und Pigmenten einfärben und verzieren. Somit kann jedes Projekt individuell gestaltet werden.
Wir beginnen damit, die Risse, welche sich komplett durch die Tischplatte ziehen, auf der Rückseite abzukleben. Wir drehen also unser Werkstück um und verschließen alle sichtbaren Risse und Löcher mit einem geeigneten Klebeband. Idealerweise verwendet man dafür ein Klebeband, welches sehr dicht & chemikalienbeständig ist und beim Abziehen keine Rückstände hinterlässt.
Sämtliche Risse und Astlöcher sollten außerdem z.B. mit Druckluft gründlich gereinigt werden, damit Dreck und Staub vor Eingießen des Epoxidharzes entfernt werden.
Nun können wir auf der Sichtseite unseres Werkstücks die auszufüllenden Risse mit „Wänden“ aus Klebeband umkleben, damit das Epoxidharz nicht verläuft, sondern schnell und sauber in die vorgesehene Stelle fließen kann.
Anmischen des Epoxidharzes
Jetzt wird es Zeit, unser Epoxidharz anzumischen und für den Einsatz bereit zu machen. Wir benötigen hierfür einen geeigneten Becher für die Harzmischung – die Größe wählen wir je nach benötigter Menge aus. Zusätzlich wird eine Feinwaage benötigt, damit das Mischverhältnis möglichst genau abgemessen werden kann. Schließlich legen wir unsere Schutzkleidung an (Schutzbrille, Handschuhe & Atemschutzmaske) und beginnen mit dem Mischen nach den Anweisungen des technischen Datenblattes unsers ausgewählten Epoxidharzes.
Beim Anmischen reicht das gründliche Vermengen mit einem Holzstab völlig aus. Allerdings können wir als kleinen Tipp empfehlen, einen geeigneten Rührstab auf z.B. eine Standbohrmaschine zu spannen – vorausgesetzt man besitzt eine in seiner Werkstatt.
Alternativ lässt sich der Aufsatz auch in Kombination mit einem Akkubohrer verwenden.
Egal welche Methode man zum Vermengen wählt – es sollte in jedem Fall darauf geachtet werden, dass sowohl der Rand als auch der Boden unseres Behälters beim Durchmischen nicht vernachlässigt werden.
Als ungefähre Mischdauer kann man mit ca. 5 Minuten rechnen; dies kann von Hersteller zu Hersteller aber variieren. Am besten orientiert man sich an der Konsistenz des Epoxidharzgemischs. Sobald das Harz beim Verrühren keine oder nur noch wenig Schlieren zieht, ist es einsatzbereit.
Falls sich im fertigen Gemisch viele Bläschen gesammelt haben, welche nicht von selbst rausziehen, kann man die Oberfläche mit einem Heißluftföhn bearbeiten. Dies sorgt dafür, dass die Blasen nach oben steigen und sich aus dem Harz lösen. Geeignet ist hierfür z.B. der GHG 18V-50 von Bosch.
Vergießen des Epoxidharzes
Und damit kommen wir schon zum nächsten Schritt: Dem Vergießen des Epoxidharzes.
Wir beginnen damit, das Harz in die kleinsten Risse zu gießen. Der Grund dafür ist, dass das Harz dort am längsten braucht, um komplett durchzufließen. Wir gießen hierbei den Riss gleichmäßig die ganze Länge nach aus, bis dieser komplett mit Harz aufgefüllt ist.
Bei größeren Astlöchern ist es wichtig, dass man die Innenseite erst einmal mit etwas Harz begießt, damit das Loch isoliert wird. Erst dann füllen wir das Astloch oder den Riss komplett mit Harz auf.
Nachdem alle unserer Risse & Löcher auf der Sichtseite unseres Werkstücks vollständig mit Epoxidharz ausgefüllt worden sind, heißt es warten. Und zwar so lange, bis das Harz vollständig ausgehärtet ist. In unserem Fall sind das ca. zwei Wochen.
ABER: Die Aushärtungszeit ist auch hier wieder vom Hersteller abhängig, also unbedingt die Angaben des gekauften Epoxidharzes berücksichtigen!
Sollte an manchen Stellen das Epoxidharz einfallen, kann nach dem Aushärten bei Bedarf problemlos mehr Harz aufgegossen werden.
Abschleifen der Oberfläche
Nachdem unser Epoxidharz nun komplett ausgehärtet ist, können wir mit dem letzten Arbeitsschritt beginnen: Dem Abschleifen der Oberfläche. Wir wollen dabei das überschüssige Harz in und um unsere aufgefüllten Risse und Astlöcher beseitigen. Bei unserer Tischplatte wollen wir zudem einen der Risse transparent wirken lassen – dazu aber später mehr.
Wir benötigen für unsere Arbeit verschiedene Trocken- und Nassschleifpapiere. Für unseren transparenten Riss brauchen wir zusätzlich noch einen Polierschwamm sowie eine Epoxidharzpolitur.
Als geeignetes Schleifgerät bietet sich hier z.B. der Bosch GEX 40-150 oder der Festool RO 150 FEQ-Plus ROTEX an.
Zuerst bearbeiten wir die Oberfläche mit einem Schleifpapier der gleichen Stärke, mit der unser Werkstück ursprünglich abgeschliffen worden ist. Grund dafür ist, dass wir keine Schleifspuren in unsere Oberfläche schleifen wollen. In unserem Fall starten wir deshalb mit Korngröße 180.
Ganz wichtig bei diesem Vorgang ist, dass das Epoxidharz nicht zu heiß wird. Deshalb sollte darauf geachtet werden, nicht zu lange dieselbe Stelle zu bearbeiten. Wenn das Harz an einer Stelle zu heiß werden sollte, kann einfach bei der nächsten Harzfläche weitergeschliffen werden. So geht man vor, bis alle mit Epoxidharz ausgefüllten Risse & Löcher mit unserer Oberfläche eben sind und sämtliches überschüssiges Harz entfernt wurde.
Nassschleifen des Epoxidharzes
An dieser Stelle wäre unser Werkstück nun fertig. Da wir aber einen unserer mit Epoxidharz gefüllten Risse, wie zuvor erwähnt, transparent erscheinen lassen wollen, haben wir hier noch ein paar extra Schritte vor uns.
Wir wechseln von unserem Korngröße 180 Schleifpapier auf Größe 400, setzen anstatt unserer harten Schleifscheibe die mittlere Scheibe auf unser Gerät und schalten auf die feine Einstellung am Schleifgerät. Nachdem wir damit unsere mit Harz gefüllte Stelle gründlich bearbeitet haben und die Oberfläche schön glatt ist, wechseln wir auf das Schleifpapier mit Korngröße 800 und wiederholen diesen Vorgang.
Sobald wir damit fertig sind, gehen wir über zum Nassschleifen. Wir wechseln erneut unser Schleifpapier und wählen dieses Mal ein Nassschleifpapier mit der Korngröße 1000. Unser Epoxidharz wischen wir zuvor mit einem nassen Tuch ab und beginnen mit dem Schleifen. Hier muss darauf geachtet werden, dass das Harz nicht zu trocken wird, weshalb zwischendurch immer wieder mit dem nassen Tuch über unsere Arbeitsfläche gewischt werden sollte.
Abschließend wechseln wir noch ein letztes Mal unser Nassschleifpapier auf Korngröße 4000 und wiederholen den Nassschleifvorgang.
Unser Riss oder Astloch sollte nun bereits sehr gut durchsichtig sein. Als Abschluss polieren wir diese Stelle jetzt noch mit unserer Epoxidharzpolitur & unserem Polierschwamm auf. Wir tragen die Politur also auf unser Epoxidharz auf, setzen den Polierschwamm auf unser Schleifgerät und beginnen mit dem Polieren.
Am Ende werden wir feststellen, dass wir auch unser Holz um unser Epoxidharz aufpoliert haben. Hier kann man die Oberfläche einfach nochmal abschleifen, wobei wir unser poliertes Harz optimalerweise abdecken, um dieses nicht wieder matt zu schleifen.
Und damit ist unsere Tischplatte fertig! Wir hoffen, dass wir euch mit unserem Beitrag den Vorgang verständlich erklären konnten und wünschen viel Erfolg beim Selbstversuch!
Zum Video von Tischlerin Jule
Falls du zusätzlich noch eine anschauliche Anleitung zum Thema benötigst, schau dir gerne unser Video dazu mit „Tischlerin Jule“ auf YouTube an. Dort wird dir nochmal alles Schritt für Schritt gezeigt. Außerdem findest du noch viele weitere Videos rund ums Handwerk mit wöchentlich neuen Uploads. Wir würden uns freuen, wenn du uns dein Like und vielleicht sogar ein Abo schenkst.
Die Produkte aus dem Video findest hier:
Bosch Exzenterschleifer GEX 40-150, mit Schleifblatt M480, Schleifteller, L-BOXX
Festool Getriebe-Exzenterschleifer RO 150 FEQ-Plus ROTEX
EPODEX® Trennklebeband für Epoxidharz
5 Stück Mixer Aufsatz Bohrmaschine für Harz, Epoxymischer Rührstab
Bosch Akku-Heißluftgebläse GHG 18V-50 im Karton
Festool Schleifteller ST-STF D150/MJ2-FX-H-HT
Festool Schleifscheibe Granat,verschiedene Stärken
EPODEX® POLISH l Politur für Epoxidharz
Festool Polierschwamm PS STF D150x30 BL/1
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