How to | 08.02.2023 | Marina Beckenbauer
Fliesen schneiden – Werkzeuge und die Vorgehensweise
Fliesen selber schneiden ist keine komplizierte Arbeit. Mit einem Fliesenschneider gelingt das Anfertigen von passenden Endstücken mühelos, für Ausschnitte kommt der Winkelschleifer zum Einsatz.
Inhaltsverzeichnis:
- Welche Fliesenarten gibt es?
- Steingutfliesen – nicht für den Boden geeignet
- Fliesen aus Steinzeug
- Feinzeugfliesen: Sogar härter als Steinzeug
- Hobbyhandwerkergerät oder Profigerät? – Welche Werkzeuge werden benötigt?
- Reicht ein Hobbygerät zum Fliesen schneiden?
- Die Vorgehensweise beim Fliesen Schneiden
Welche Fliesenarten gibt es?
Steingutfliesen – sind für den Boden nicht geeignet
Besonders für die Verkleidung in einem Innenraum verwendet der Handwerker Fliesen aus Steingut. Das gebrannte Gemisch ist von heller, weißlicher Farbe. Die Rezeptur verwendet neben Ton diverse Zusatzstoffe wie Feldspat, Quarz und auch Porzellanerde (Kaolin). Besonders der letztgenannte und teure Zusatzstoff sorgt für die Aufhellung der verwendeten Grundstoffe. Der Handel bietet auch Steingutfliesen an, die kein Kaolin enthalten und deshalb preiswerter sind, die er als „Irdengut“ bezeichnet. Das Material ist an seiner rotbraunen Färbung leicht erkennbar.
Der Brennvorgang findet bei Temperaturen von unter 1 200 Grad statt. Das bedeutet, die Sinterungs-Grenze wird nicht erreicht, es kommt also nicht zu einem vollständigen Schmelzprozess (Sintern) der Bestandteile. Der Hitze entsprechend entsteht ein poröses Material mit einer Vielzahl von Luftporen. Das Schneiden dieser Fliesen-Art ist deshalb relativ einfach, auch das Brechen und das Bohren von Löchern. Als Bodenbelag sollte man Steingut aber besser nicht verwenden, denn es ist aufgrund seiner Beschaffenheit nicht sehr belastbar.
Wegen ihrer ausgeprägten Porigkeit nehmen die Steingutfliesen bis zu 15 Prozent Wasser des Eigengewichts auf. Damit sind sie nicht frostbeständig und eignen sich ausschließlich für den Innenbereich. Für die Verwendung in Köche und Bad erhält die Oberfläche eine Glasierung. So wird die Fliese wasserdicht und außerdem resistent gegenüber Schmutz und Flecken.
Fliesen aus Steinzeug
Steinzeugfliesen unterscheiden sich von der zuvor genannten Sorte durch den höheren Anteil an Feldspat, außerdem ist weniger Kaolin im Material enthalten. Deshalb verfügen die beiden Fliesentypen über grundsätzlich andere Eigenschaften und werden unterschiedlich verwendet.
Auch der Brennvorgang ermöglicht andere Einsatzbereiche, denn die Temperaturen erreichen bei Steinzeug 1 200 Grad und auch mehr. Bei der somit entstehenden Sinterung schmilzt besonders der Feldspat und verschließt die Poren der Tonmasse. Es entsteht ein Material mit einer höheren Dichte und Härte als Steingut, das auch deutliche Belastungen aushält. Steinzeugfliesen sind deshalb sogar als Belag für den Boden verwendbar.
Auch gegenüber Wasser verhält sich das härtere Material anders. Es nimmt bis zu drei Prozent seines Eigengewichts auf, ist somit frostbeständig und für die Verwendung im Freien geeignet. Die Steinzeugfliesen müssen nicht in jedem Fall glasiert werden, es gibt unglasierte Produkte, die dennoch wasserabweisend sind. Steinzeug ohne Glasur hat außerdem den Vorteil, dass es Kratzern besser widersteht.
Feinzeugfliesen: Sogar härter als Steinzeug
Noch widerstandsfähiger als Fliesen aus Steinzeug ist das sogenannte Feinsteinzeug. Man verwendet es oft auf als Bodenauflage, wenn hohe Belastungen zu erwarten sind. Das gilt für Schwimmbäder, Großküchen, Industrieflächen, Verkaufsbereiche oder andere hochfrequentierte Bereiche.
Im Privaten findet sich das Material auf der Terrasse, dem Balkon, und sogar als Verkleidung für die Fassade wird es verwendet. Die Struktur ist noch dichter als beim Steinzeug, seine Wasseraufnahme liegt unter 0,5 Prozent. Denn während der Herstellung werden die Bestandteile noch feiner gemahlen und anschließend unter weiter erhöhtem Druck in die Form gepresst. Das führt dazu, dass die Inhaltsstoffe im Brennprozess noch stärker miteinander verschmelzen. Die Zusammensetzung der Rohstoffe ist allerdings oft keine andere als beim Steinzeug.
Hobbyhandwerkergerät oder Profigerät? – Welche Werkzeuge werden benötigt?
Das Wichtigste an einem Fliesenschneider ist die Schneidvorrichtung. Sowohl beim Kauf einer einfachen Ausführung für den Laien als auch bei den Profiwerkzeugen kann der Kunde anschließend einen geraden und sauberen Schnitt erwarten. Zusätzlich benötigt er aber einen Winkelschleifer, auch als Flex bekannt. Denn beim Anschluss etwa an eine Türzarge wird nur ein kleiner Teil der Fliese entfernt. Der Fliesenschneider aber fräst eine Nut über die gesamte Länge des Materials und ist deshalb für Aussparungen ungeeignet.
Für ein sauberes Arbeiten empfehlen sich außerdem ein Marker für das Anzeichnen von Ausschnitten, flexibles Klebeband und ein Lineal.
Reicht ein Hobbygerät zum Fliesen schneiden?
Fliesenschneider gibt es in der Ausführung für den begabten Laien in einer preiswerten Variante und für den beruflich aktiven Handwerker als Profigerät. Für den sporadischen Gebrauch reicht ein einfaches Gerät durchaus. Die Zusatzfunktionen, die das teure Werkzeug bietet, benötigt man nicht unbedingt, obwohl sie das Arbeiten oft deutlich vereinfachen. Für das Hobbygerät verlangt der Händler etwa mindestens 20 Euro, ein Fliesenschneider für den professionellen Einsatz liegt zwischen 500 und 2 000 Euro.
Die Vorgehensweise beim Fliesen Schneiden
Beim manuellen Fliesenschneider befindet sich in seinem vorderen Teil – unter dem Handlauf – ein Rädchen, das aus Hartmetall besteht. Dessen Größe und Metallart variiert je nach Hersteller (und Preis). Das Rädchen führt man entlang einer zuvor aufgezeichneten Schnittlinie und ritzt so die Fliese ein. So entsteht eine Nut, die als Sollbruchstelle funktioniert. Nach dem Schnitt mit dem Fliesenschneider kann der Handwerker dann die Fliese auf einer geraden Oberfläche an der Schnittkante sauber abbrechen.
Für den Wandabschluss reicht es, mit dem Fliesenschneider ein passendes Stück Fliese anzufertigen. Mit einem geradlinigen Brechen ist es aber nicht immer getan, etwa wenn ein Türausschnitt beachtet werden muss oder eine andere Unregelmäßigkeit. Dann hilft es nur, auf der Rückseite der Keramik die Form des Ausschnitts genau aufzuzeichnen. Mit einer Flex schneidet man dann entlang der Linien die Aussparung aus der Fliese heraus.
Der Winkelschleifer ist aber als ein gefährliches Werkzeug bekannt. Also Vorsicht bei der Verwendung und die Schutzmaßnahmen beachten. Ohrenschützer verhindern einen Hörschaden, die Schutzbrille sorgt dafür, dass keine Späne oder Bruchstücke des bearbeiteten Materials die Augen verletzen. Wesentlich einfacher ist die Arbeit mit einem Multi-Tool, das nicht rotiert, sondern um seinen Antrieb oszilliert. Das Sägeblatt kann also keine Kleinteile in der Umgebung verteilen, die Verletzungen verursachen können. Allerdings ist die Leistung dieser Werkzeuge geringer als die des Winkelschleifers. Es dauert deshalb je nach Keramik-Art erheblich länger, die Schnitte auszuführen.
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